Unser Redebeitrag bei dem Regensburger Gedenkmarsch der Gefallenen in Rojava am 22.11.2019

Link zur Veranstaltung von Recht auf Stadt Regensburg

Als anarchistische Gruppe möchten wir uns zuerst dem Gedenken an alle Gefallenen in Rojava anschließen. All diese Menschen haben für ein Welt ohne Ausbeutung und Krieg, für eine Welt, in der die Menschen frei und gleichberechtigt leben können, gekämpft und gelebt. Und sie haben uns dadurch gezeigt, dass eine bessere Welt möglich ist. Wir sind ihnen unendlich dankbar und möchten dazu beitragen, dass sie nicht vergessen werden.

Zu der Zeit als in Nordkurdistan Kommunen und Städte begonnen haben, sich selbst zu verwalten und ihren emanzipatorischen Gesellschaftsentwurf aktiv umzusetzen, wurde dies von der linken Bewegung in Deutschland und auf der ganzen Welt kaum wahrgenommen. Auch heute noch muss eigenkritisch gefragt werden, warum es dort bei dem Krieg der Türkei im Inneren kaum linke solidarische Unterstützung gibt. Im Gegensatz dazu wurde der Aufbau der Demokratischen Föderation Nordsyrien, die sich auf all diese Erfahrungen und Kämpfe in der Türkei gestützt hat, weltweit wahrgenommen.

Seitdem sind auch Anarchist_innen aus aller Welt nach Rojava gekommen, haben sich teils dem bewaffneten Verteidigungskampf oder zivilen Strukturen angeschlossen oder dazu beigetragen, die Internationalistische Kommune aufzubauen. Im Vordergrund steht, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Dabei gibt es vieles, was Anarchist_innen an Rojava schätzen: Allem voran die Abkehr von Staat und Nation, wobei klar ist, dass sich Rojava in einem Staat befindet, dessen Einfluss aber auf ein Minimum reduziert werden soll. Der Gesellschaftsvertrag, der alle dort lebenden Menschen gleichberechtigt einschließt. Die Selbstverwaltung, die auf direkte Demokratie aufbaut und sich von Nachbarschaftsräten über Kommunen hin zu Städten, Kantonen und Regionen aufbaut.

Die Geschlechterbefreiung, die dazu geführt hat, dass Frauen in allen Räten und bei allen Themen gleichberechtigt beteiligt sind und bei Frauenthemen nur selbst entscheiden. Das Prinzip der Ko-Vorsitzenden. Die Wirtschafts- und Landwirtschaftkooperativen. Die Bildung, die ebenso die Selbstermächtigung und das Ziel einer Gesellschaft ohne Hierarchien in den Vordergrund stellt. Dazu wurden zum Beispiel Noten auf schriftliche Prüfungen abgeschafft und Akademien haben begonnen sich selbst zu organisieren. Und besonders wichtig: Das Recht auf Muttersprache……Das alles ist von unschätzbarem Wert und niemand kann den Menschen vor Ort und uns weltweit diese positiven Erfahrungen nehmen.

Immer wieder vor Ort ist auch der anarchistische Notfallmediziner Michael Wilk aus Wiesbaden. Er berichtet davon, wie die „Operation Friedensquelle“ Vertreibung, Mord und Totschlag, Leichen und Schwerstverletzte gebracht hat. Und wie die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Menschenrechte dauerhaft entsorgt werden sollen, ebenso wie die Freiheit des Wortes. Er hat erlebt, dass von Anfang an der sogenannten Waffenruhe Sterbende, Schwerstverletzte und Misshandelte in die Notaufnahme gebracht wurden. Wir wissen, dass Angriffe gezielt auf Zivilist_innen und medizinische Hilfsstrukturen durchgeführt werden. Und er kann bestätigen, dass die Verletzungen, die er behandelt, auf weißen Phosphor hinweisen.

Trotz dem Wissen um diese Kriegsverbrechen und schwere Menschenrechtsverletzungen wird die faschistische Türkei weltweit weiterhin als gleichberechtigter Verhandlungspartner behandelt. Das ist für uns als Anarchist_innen keine Überraschung, weil es innerhalb des Kapitalismus niemals uneigennützige Unterstützung oder eine konsequente Ächtung von Kriegsverbrechen geben wird. Es wird sich immer um Einfluss und Macht, um Rohstoffe und Geld drehen. Wir als Anarchist_innen glauben weder an die EU noch an einzelne Großmächte wie die USA oder Russland. Im Gegenteil, wir lehnen sie entschieden ab! Genauso lehnen wir die NATO ab. Sie schweigt zu einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg ihres Mitgliedes Türkei, obwohl dieser Krieg zusätzlich ihrer eigenen Satzung widerspricht. Aber die Forderung darf nicht verkürzt „Ausschluss der Türkei aus der NATO“heißen, sondern muss „Auflösung der gesamten NATO“ sein.

Auch die UN wird niemals frei von kapitalistischen Interessen ihrer Mitgliedsstaaten handlen können und wollen. Deshalb müssen wir uns heute und jeden Tag, hier und überall zusammen schließen und entschlossen für eine Gesellschaft ohne Macht und Hierarchien, ohne Krieg und Ausbeutung kämpfen. Jeder Mensch ist gefragt, der sich nicht dem reaktionären Terror des IS, Erdogan oder der hiesigen AfD beugen will.

Die Menschen in Rojava brauchen weiterhin unsere Unterstützung sowie wie wir ihre Unterstützung hier brauchen! Nur gemeinsam und zusammen können wir uns vor geistigen Brandstiftern und stumpfen Schlägern der kapitalistischen Klasse schützen. Unsere Stärke wird aus der Solidarität kommen und so gewaltig sein, dass wir auf den Trümmern der verbrannten Erde ihre Nationen anstatt tote Menschen begraben werden! Denn Solidarität ist unsere Waffe!

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